Die Mbuyuni Women Group

Die Mbuyuni Women Group ist eine im Distrikt Taveta registrierte Community Based Organisation (CBO), die von einer Gruppe ehrenamtlich arbeitender Frauen geleitet wird. Benannt ist die Mbuyuni Women Group nach dem Platz, an dem das erste Treffen der Frauen stattfand: im Schatten eines Affenbrotbaums. Dort organisierten die Frauen regelmäßige Treffen und Informationsveranstaltungen, die sich zunächst dem zentralen Thema, der Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung, widmeten.
Mit der Institutionalisierung der Frauengruppe im Jahr 1999 musste ein neuer Ort für die Seminare und die wöchentlichen Treffen gefunden werden, und mit der Unterstützung von Akifra e.V. wurde die Sunrise Academy errichtet – das erste Bildungszentrum von und für Frauen im Taveta-District!

 

Aus diesem Bildungszentrum entwickelten sich ein Kindergarten und eine Grundschule – auch KilimanjaroSanitäranlagen, Wasserversorgung, ein Schulgarten und ein Spielplatz kamen hinzu.
Mehr als 35 weitere Frauengruppen aus dem Taveta-District kooperieren mit der Mbuyuni Women Group und profitieren von dem vorhandenen Wissen über die Organisation von lokalen Frauengruppen, den Anbau von Heilpflanzen und die Überwindung von gesundheitsschädlichen Praktiken, insbesondere der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM).

 

 

Fortschritt durch Bildung, Empowerment von Frauen und Kindern, eine nachhaltige und gesunde Umwelt und eine friedliche, vereinte und gleichberechtigte Gesellschaft – das sind die Visionen der Mbuyuni Women Group.

Frauenpower

 

 

Hintergründe

Aufklärungs- und Bildungskampagnen

Die Mitarbeiterinnen der Mbuyuni Women Group sind ausgestattet mit einem anatomischen Beckenmodell, welches mit austauschbaren Einsätzen die medizinischen Konsequenzen der genitalen Verstümmelung wie Zysten, Fisteln und Narben, aber auch die Anatomie des unversehrten Genitals darstellt. Zur weiteren Veranschaulichung werden Lehrvideos in lokalen Sprachen ( z.B. „Infibulation“, „Believes and Misbelieves”, „Let us talk” in somalischer Sprache vom UNHCR und dem Inter-African-Committee against Harmful Traditional Practices).

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Diese Lehrveranstaltungen finden getrennt voneinander für verschiedenen Kleingruppen für die jungen Mädchen, für die älteren Frauen und Mütter und für die Männer statt. Dadurch können in einem kleinen Kreis auch sensible Themen angesprochen werden und die Teilnehmer erhalten die Möglichkeit, unangenehme Fragen zu stellen. Erst anschließend werden die Gruppen zu einer gemeinsamen Diskussion zusammengeführt, welche die Fehlbewertungen offenlegt und  Ängste, Überzeugungen und Traditionen thematisiert. Die gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem tabuisierten Thema der weiblichen Genitalverstümmelung führt häufig zur ersten Absichtsentwicklung, die schädliche Praktik zu beenden. In weiteren Veranstaltungen erarbeitet die Frauengruppe mit den Gemeinschaften ein Verfahren, mit dem die Genitalverstümmelung durch einen alternativen und unschädlichen Initiationsritus ersetzt werden kann. Meistens handelt es sich dabei um große Feste oder Tänze, sowohl die Mädchen als Frauen in der Gemeinschaft willkommen heißen und zugleich das Gemeinschaftsgefühl stärken. Die Aufklärungskampagnen der Mbuyuni Women Group  waren in den vergangen Jahren sehr erfolgreich und haben zur fast vollständigen Eradikation der weiblichen Genitalverstümmelung im Distrikt Taveta geführt.

Neben ihrem Engagement gegen FGM führen die Aktivistinnen heute vor allem Seminare zur Familienplanung, Geburtenkontrolle und zur Gefahr von HIV/AIDS durch. (Eine Fotoreportage über eine Anti-AIDS-Kampagne der Mbuyuni Women Group finden Sie hier)

Die Nachfrage nach Veranstaltungen mit der Mbuyuni Women Group reißt jedoch auch weiterhin nicht ab, da viele somalische Flüchtlinge nach Kenia kommen und alte, im Distrikt Taveta schon abgeschaffte Praktiken wiedereinführen.

Einkommen schaffende Maßnahmen

Der Fokus der Hilfe von Akifra e.V. liegt auf der Hilfe zur Selbsthilfe. Unsere langjährigen Erfahrungen mit Frauengruppen haben gezeigt, dass Aufklärungskampagnen ohne die Einbettung in ganzheitliche Konzepte nicht nachhaltig sind. Unser Konzept in der Zusammenarbeit mit der Mubyuni Women Group umfasst  einkommensschaffenden Maßnahmen, Mikrokrediteund Fortbildungen für die Gruppenmitglieder. Damit wird das Selbstbewusstsein der Frauen  gestärkt, und nicht nur das Bildungsniveau, sondern auch deren Einkommen verbessert.

Tür-zu-Tür-Aufklärung auf Graswurzelebene

Damit die Aufklärungsseminare in den einzelnen Dörfern stattfinden dürfen, werden religiöse Führer, Dorfälteste und Regierungsbeamte in die Kampagnenarbeit miteinbezogen. Durch die Mitorganisation und Teilnahme an den Seminaren und Diskussionen findet auch bei den lokalen Autoritäten oft ein Umdenken statt und die folgenden Initiativen der Mbuyuni Women Group zur Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung durch alternative Initiationsriten können erfolgreich und nachhaltig durchgeführt werden. Diese partizipative Arbeitsmethode auf „Graswurzelebene” ist ein integrativer Ansatz, der neben der unmittelbaren Seminararbeit von der Zielgruppe für die Zielgruppe auch eine Vernetzung mit ansässigen Behörden und Einrichtungen  vorsieht. Dadurch werden formale, hierarchische und soziale Konflikte vermieden und die Arbeit der Frauengruppe kann im Interesse aller durchgeführt werden.